Das Leben hat mich mehrfach umgehauen...

Das Leben hat mich mehrfach umgehauen, manche Erlebnisse waren so heftig und schmerzhaft. Es hat mir Dinge gezeigt, die ich nie sehen wollte. Ich habe Unglück und sehr viele Enttäuschungen erlebt. 

Aber ich werde immer wieder aufstehen... denn..

...Das Leben ist ein Fest.


Das Alter.

...wenn man von einer 60 -ig jährigen Frau spricht, denkt man immer sofort an eine grauhaarige, tatterige  alte Oma mit Kostüm oder Blümchenkleid, Hut, Pelzmantel  und Handtasche. Eine ältere Dame eben. So wie früher in den 60iger Jahren im Fernsehen Miss Marple. Aber ich bin nicht Margret Rutherford und Dirk nicht Mr. Stringer. Gott sei Dank.

Ich möchte und will mich in dieses Schema nicht einreihen, never...  Ich weigere mich. Ich höre weder solche Musik wie Ännchen von Tharau, noch trage ich einen Hüfthalter (obwohl es bei meiner rundlichen Figur vielleicht angebracht wäre), noch brauche ich  - bis jetzt einen Stock oder Rollator und Dirk mit seinen 52 Jahren keine Hosenträger oder Sockenhalter.

Wir tragen Jeans und Tshirts mit Skulls, sportliche  und flippige Kleidung, Mützen und Sportschuhe bzw. Doc Martens. Unsere Musik ist überwiegen Rock, Indie und Folk, manchmal Jazz wie von Michael Wollny. Wir gehen in die selben Kneipen wie unsere Kasseler Künstler, die Mitte 20 sind und hören mit Begeisterung ihre Musik.  Diese Musiker akzeptieren uns als ihres Gleichen und freuen sich, daß wir ihre Musik lieben. Früher wäre das nicht möglich gewesen und man hätte uns nicht hineingelassen mit den Worten "was wollen denn Oma und Opa hier". Man wurde noch vor dreissig Jahren ab Mitte Dreissig wie ein Grufti behandelt.

Mit Abba oder der ZDF-Hitparade kann man uns nicht aus der Reserve locken. Ach nicht mit Canasta oder Romme oder anderen Kartenspielen. Wir lieben auch keinen Eierlikör so wie früher die älteren Damen. Im Fernsehen gibt es für uns nur Krimis, die Nachrichten oder Rock-Konzerte auf 3-SAT. Quizsendungen sind voll grausam.

Als ich sechs Jahre alt war, erklärte mir meine Mutter, daß eine Frau ab 30 keine Miniröcke mehr tragen darf, bauchfrei ganz und gar nicht. Die Haare wurden mit 20 abgeschnittten, eingelegt und toupiert, spätestens nach der Heirat oder dem ersten Kind. Meine Mutter sah mit der Frisur aus wie ein Dinosaurier, fand ich.

Frauen müssen immer jünger sein als der Ehemann, so ist die allgemeine Meinung. Nicht nur einer meiner Psychotherapeuten gab mir vor dreißig Jahren den Rat, auch in Kitsch-Liebesromanen wird empfohlen, daß der Mann mindestens zehn Jahre älter sein soll, sonst ist die Frau nicht glücklich. Nicht nur, weil er dann mehr Geld hat, sondern auch Erfahrung in der Liebe.

Noch heute wird die Nase gerümpft, wenn man hört, daß eine Frau einen jüngeren Mann heiratet, obwohl wir ja einige kennen.... der französiche Präsident, der 23 Jahre jünger ist als seine Frau. Wolke Hegenbart, die mit 38 einen 32-jähren geheiratet hat oder auch Harold and Maude (Kultfilm von 1970), wo Maude 80 ist und Harold 20. Und meine Wenigkeit mit Dirk, der Acht Jahre jünger ist.

Tante Thea, eine Freundin von meiner Mutter und Tante Ursel, war auch neuapostolisch wie mein Onkel und hatte mit ihrem Mann, der zehn Jahre jünger war als sie, eine Kürschnerei mit einigen Angestellten und Näherinnen. Sie bekamen eine Tochter, Angelika. Als diese erwachsen war, hat sich Tante Thea von ihrem Mann getrennt, weil er sie angeblich ständig mit den jüngeren Näherinnen betrogen hat.Ob das tatsächlich der Fall war oder ihrer Phantasie entsprungen, wurde bis heute nicht geklärt. Nach der Trennung wurde Tante Thea sehr krank und starb dann in den Nenzigern an MS. Sie saß Jahrelang im Rollstuhl und war ein Pflegefall. Ihr Mann hat ihr und auch uns immer wieder beteuert, daß er sie nicht betrügt, was sie nicht glaubte. Tante Thea war sehr damenhaft und ihr Mann eher jungenhaft, daher sahen die 10 Jahre Altersunterschied eher aus wie 20 JAHRE, was ihn aber nicht störte, wie er immer wieder beteuerte. Auch hier hat die Mutter von Tante Thea gestänkert und ihrer Tochter regelrecht eingeredet, daß er ja fremd gehen MUSS, wenn sie so viel älter ist. Sie glaubte eher der Mutter als ihm.

Meine Schwiegereltern waren anfangs auch sehr dagegen, vor allem Dirks Mutter und auch seine Großmutter, beinahe hätten sie unsere Beziehung zerstört. Sie versuchten alles erdenkliche und setzten ihn sehr unter Druck Dirks Mutter legte sich einfach in sein Bett und als er  Nachts nach einem Besuch von mir nach Hause kam, weigerte sie sich, das Bett zu verlassen mit der Drohung, sie würde sterben, wenn er sich nicht von mir trennt. Er mußte ihr das hoch und heilig versprechen und hat hinter dem Rücken die Finger gekreuzt. Später habe ich sie mir am Telefon vorgeknöpft, als er sich nicht von der Bundeswehr heim traute, und auch bei mir nicht ankam, weil ich vermutete, er habe sich etwas angetan. Ich habe ihr gesagt, daß ich das krank finde und ob sie denn mit ihrem Sohn schlafen wolle, worauf sie antwortete, es wäre zwischen mir und ihrem Sohn nur Leidenschaft und keine Liebe. Ich habe so lange auf sie eingeredet, bis sie aufgab. Kurze Zeit später ist Dirk zu mir die die kleine Zwei-Zimmer-.Wohnung gezogen. Das Spielchen ging noch eine Weile so weiter, bis wir uns Ende 1988 Weihnachten verlobten. Aber. obwohl sich das Verhältnis zu den Eltern und der Oma etwas besserte, hatte ich nicht das Gefühl, anerkannt und akzeptiert zu werden, sondern war immer nur das Beiwerk ihres Sohnes oder Enkels, ein wenig bin ich das noch heute, da Dirks Mutter sich, auch wegen ihrer Gehbehinderung ständig in den Vordergrund schiebt und immer meint, sie sei Nr  1 für alles und jeden und man müsse auf sie zuerst Rücksicht nehmen. Als wir unseren 20. Hochzeitstag mit 25 Personen im Lokal Erlenloch feierten, mußte Dirk seine Eltern abholen und obwohl sie eine gute Rente haben, waren sie nicht gewillt, ein Taxi zu nehmen, wieder kam ich mir vor, als wäre ich als Ehefrau nur Nr zwei, denn ich sollte mit dem Taxi fahren, was ich nicht einsah, es war unser Hochzeitstag. Ich bin gespannt, wie es heute Abend bei der Feier wird, denn sie sitzt im Rollstuhl und wir haben auch die Räumlichkeiten danach ausgesucht. Irgendwie ist dadurch eine Art Hassliebe zwischen uns entstanden, vor allem, weil auch Dirks Vater von Anfang an eher zu mir hielt. Anfangs sagte er einmal zu ihm " es ist eine echte Knusperschote, wenn Du sie nicht mehr willst, nehme ich sie" - dadurch wurde meine Schwiegermutter noch mehr sauer auf mich. Dirks Oma hat mich dann irgendwann akzeptiert, weil ich sehr höflich zu ihr war und immer Gnädigste zu ihr sagte, und wir haben sie auch oft betreut, wenn Dirks Eltern im Urlaub waren. Die Oma betrachtete Dirk als so eine Art zweiten platonischen Ehemann, da sie ihren Mann, Dirks OPA, früh wegen einem Hirntumor verlor und er lernte seinen Opa nie kennen. Aber wenn Dirk nach Witzenhausen kam, wo seine Familie mütterlicher seits her stammt, hieß es immer, da kommt Herbert   Heinemann, so sehr sah er auch seinem Opa ähnlich, was viele Fotos beweisen. Es war ein langer Weg. Mittlerweile ist Frieden oder so eine Art Waffenstillstand eingekehrt.

So, jetzt geht die Feier gleich los,,,   Ich bin gespannt...

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