Seit einigen Tagen schreibe ich nun diesen BLOG

14.04.2019.

Seit einigen Tagen schreibe ich  nun an diesem Blog.

Am 10.04. war der Tag der Geschwister. Unter Geschwistern herrscht so eine Art Hassliebe, heißt es in diversen Büchern. Tatsächlich war es bei uns so und ist es noch immer. Es läßt sich wohl nicht vermeiden. Da unsere Mutter mit dem Haushalt, dem Geschäft und uns total überfordert war und auch keinerlei Hilfe von unserem Vater, der so gut wie nie da war, zu erwarten hatte, wurde unser Bruder dazu "eingeteilt", uns mit zu erziehen, was dazu führte, daß er  bei meiner Schwester und mir genüsslich den Papi heraushängen ließ. Da ich schon immer an Übergewicht litt und mich unsere Mutter ständig zum abnehmen aufforderte, nahm er mir die Schokolade, die im Bettkasten lag, weg und hat hämisch gegrinst. Ich konnte sie noch so gut verstecken, er fand sie immer. Er titulierte mich auch immer mit "Dickes" und übernahm leider teilweise die frauenverachtende Art unseres Vaters. Als  er mir einfach das Fernsehprogramm umschaltete, mich wegschubste und mir eine Ohrfeige gab, wollte ich gerade einen schweren Aschenbecher auf ihn werfen, als unsere Mutter hereinkam und natürlich mich beschimpfte. Sie wollte es nicht klären, ich hatte einfach schuld. So hatte sie wieder einmal aus Bequemlichkeit die Männerherrschaft in unserer Familie unterstützt, obwohl sie ja selbst darunter litt. Auch später behandelte unser Bruder teilweise seine Freundinnen so mies. Unsere Schwester, die kleinste, wurde von unserer Mutter einerseits ziemlich verwöhnt, andererseits vernachlässigt. Unsere Mutter hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nicht in dem Maße um sie kümmern konnte, wie es nötig gewesen wäre. Unser Bruder wurde später eine Art "Frauenheld", er hatte immer mehrere Frauen gleichzeitig, wobei es ihm egal war, ob die eine von der  anderen etwas mitbekam. Wenn ihn dann eine verließ, meinte er nur " WAS WILLST DU DENN, DU HAST MICH DOCH VERLASSEN,Du bist schuld...!"

Fremdgehen wurde bei uns in der Familie stillschweigend hingenommen und unter den Teppich gekehrt. Meine Oma mütterlicherseits  war Zeugin Jehovas und ermahnte uns immer, wir sollen "rein" in die Ehe gehen, weil das auch bei denen so üblich ist. Leider hat sie selbst sich daran nicht gehalten und hatte auch noch Ausreden dafür.Als Jugendliche durften meine Mutter und meine Tante eigentlich nicht ins Kino, das war bei Zeugen Jehovas verpönt. Als meine Oma sie trotzdem dort hingehen ließ, wurde meine Tante hellhörig und ging ihr nach. Sie erwischte sie mit Herrn Vogt, den die Familie beiläufig kannte und meine Oma redete sich raus mit der Begründung, der Heilpraktiker hätte ihr das verordnet, weil ihr Mann, unser Opa so schwach sei und sie dadurch ständig Unterleibsschmerzen habe. Fremdgehen auf Krankenschein, sozusagen. Ich war entsetzt und als ich das von meiner Tante erfuhr, stellte ich sie zur Rede, worauf sie auch noch meinte, ich sollte sie bemitleiden, schließlich hätte sie so auch sterben können.  Gott sei Dank hat wohl mein Opa davon nichts mitbekommen.Auch in anderer Hinsicht war unsere Oma ziemlich rücksichtslos ihren Kindern gegenüber. Meine Tante hat im Krieg Kerzen gegossen, um sich Feinstrümpfe leisten zu können. Meine Oma nahm ihr das Geld ab mit der Begründung, sie müsse sich Butter dafür kaufen, weil sie so schwach wäre.

Da fällt mir Tante Vogt ein, die Frau von dem oben erwähnten Herrn Vogt. Tante Vogt war die zweite Frau von Herrn Vogt. Erst war er mit ihrer Schwester verheiratet, diese verstarb an Krebs.  Sie hatten einen Sohn.Nach dem Intermezzo mit meiner Oma machte sich Tante Vogt an ihren Schwager heran und war von da an Mutter ihres Neffen und nur Ehefrau und Mutter. Herr Vogt war Chef einer Möbelfirma, arbeitete bis sehr spät, und Tante Vogt saß nur zuhause und las Zeitschriften. Tante Vogt, meine Mutter und Tante Ursel gründeten, als ich 5 war, ein Kaffeekränzchen mit noch zwei anderen Frauen.  Tante Vogt war eine sehr eigenartige Frau. Für mich gab es bei den Kaffeekränzchen immer nur Dosenmilch mit heißem Wasser- Sie hat nie kapiert, daß ein Kind lieber Kakao trinkt. Noch nicht einmal Tee oder Malzkaffee hatte sie da. Als wir einmal wieder bei Tante Vogt zum Kaffeekränzchen waren- ich war gerade sechs Jahre alt- betrachtete ich aus langer Weile die Möbel und machte mir so meine Gedanken. Ich war schon als Kind sehr reflektierend und manches störte mich eben.Die Einrichtung war für die damalige Zeit ultramodern, Ledercouch mit Holzgriffen, und auch sonst das modernste, was es damals gab, mit einer Ausnahme. Sie hatten eine Stehlampe mit Fransen, die passte gar nicht dazu. So eine Lampe hatten wir auch zuhause und ich fand   schon unsere grottenhässlich, was ich auch immer wieder zum besten gab, wobei meine Eltern sehr empört waren. Ich überlegte, wie ich der Tante sagen sollte, daß mir die Lampe nicht gefiel, ohne sie zu beleidigen. Als ich es meiner Oma zuflüsterte, meinte sie, "Du benimmst Dich jetzt, sonst müssen wir gehen". Aber ich ließ mich nicht abhalten und sagte "Tante Vogt, Du tust mir so leid, Tante Ursel hat eine viel schönere Stehlampe als Du". Alles lachte, keiner nahm mir das übel außer meiner Oma und meiner Mutter. Tante Vogt war nicht böse. Tante Ursel sagte auf dem Nachhauseweg, daß ich Recht habe. Sie und ihr Mann, mein Onkel Kurt, hatten in ihrem Bungalow später im Keller einen Hobbyraum, sehr modern eingerichtet, ich bezeichnete es damals als "wie in einem Raumschiff".

Tante Ursel war für mich so etwas wie eine zweite Mutter. Sie passte oft auf mich auf und war so etwas wie meine Patentante, obwohl sie neuapostolisch war durch die Heirat mit meinem Onkel und dadurch keine Patenschaft möglich war, da wir evangelisch sind. Mein Onkel sah und sieht noch heute genauso aus wie Didi Hallervorden, ein Witzbold eben. Aber für mich wäre er der ideale Vater gewesen, da er geduldig war und wie ein Freund, bis heute. Er arbeitete aber Tag und Nacht, um meine Tante, die schon mit 19 Mutter wurde und deren Sohn zu ernähren, als Radio-und Fernsehtechniker und war dadurch selten zuhause. Meine Tante wäre gern Modedesignerin geworden, sie konnte phantastisch nähen und ausgefallene Kostüme entwerfen, leider war der Hutmacher, bei dem sie zuerst in Ausbildung war, ein Jude. Das Geschäft wurde geschlossen und was mit dem Inhaber passierte, kann man sich vorstellen. Darum, und auch durch die frühe Schwangerschaft, hat sie diesem Wunsch nicht mehr nachkommen können. Sie mußte für meinen Onkel den Haushalt führen und die Buchführung bzw. das Geschäftstelefon. Mein Onkel war auch nicht der treueste, und immer bekam meine Tante als Wiedergutmachung einen Pelzmnantel oder ein Persianerjäckchen. Ich als Tierschützerin fand das schon damals nicht ok. Irgendwann hat Tante Ursel dann angefangen, abends Weisswein zu trinken. Später Sekt. Die Dosis steigerte sich ständig, irgendwann hat mein Onkel ihr die Flaschen entsorgt. Sie war auch Diabetikerin und hatte zum Schluss einen dicken blauen Diabetikerfuss. Sie starb mit 64, als sie das dritte mal wegen der Alkoholsucht im Krankenhaus war, auch an Nierenversagen. Ich denke immer an sie. Mein Onkel kam kurze Zeit später mit einer 16 Jahre jüngeren Frau zusammen, die er schon aus seiner Kirche kannte und mit der er heute noch zusammenlebt.

Wieviel Schmerz kann ein Mensch ertragen? Diese Frage stellte ich mir schon früh und hatte auch schon als Kind den Wunsch, Psychotherapeutin zu werden. Bereits als ich 16 war, riet ich meiner Mutter, sich von unserem Vater zu trennen, da er so unberechenbar war. Bis 1975 gab es noch das  Schuldprinzip. d.h, auf Grund dessen, daß unser Vater untreu war, wäre sie unschuldig geschieden worden, hätte das Haus bekommen und noch Unterhalt. Diesen Schritt zu machen, traute sie sich nicht, auch, weil er sie immer wieder einschüchterte, und, weil sie zu sehr an ihm hing.

Das heimtückische an unserem Vater war der Wandel von jetzt auch gleich, Eben war er wider Erwarten ein scheinbar freundlicher Mensch, dann von jetzt auf gleich jähzornig und beleidigend. Oft warf er mit Gegenständen. Als Kind hatte  ich oft in guten Momenten die Hoffnung, jetzt hat er sich geändert, und war froh, dann wurde ich immer wieder eines besseren belehrt.

Meinen Wunsch,Psychotherapeutin zu werden, redete mir meine Mutter geschickt aus. Sie meldete mich bei einem Gymnasium an, wo ich auch die Prüfung bestand. Aber weil ich es zuhause nicht mehr aushielt, und befürchtete, daß ich bei einem Studium abhängig wäre von meinen Eltern, entschied ich mich für eine Ausbildung bei einem Industriebetrieb. In der Zeit lernte ich meinen ersten Freund, Michael, kennen. Anfangs waren wir sehr verliebt, später war unsere Beziehung chaotisch, da er keine Zeit mehr für mich hatte und wir uns nur gelegentlich sahen. Ich liebte ihn sehr und es fiel mir schwer, ihn zu verlassen. Nachdem wir uns siebenmal getrennt und wieder zusammen gekommen waren, trennten wir uns, als ich 21 war, entgültig. Die Ausbildung in dem Industriebetrieb war alles andere als schön, es war überhaupt nicht das, was ich mir vorstellte, trotzdem hielt ich bis zur bestandenen Prüfung daran fest. Meine Mutter sagte mir immer, denk daran, wenn Du einen Bürojob erlernt hast, ist es ein Vorteil, weil Du immer für Dich sorgen kannst und bist von keinem Mann abhängig, auch mit Kindern. Tatsächlich war es bei einigen Klassenkameradinnen von mir so, daß Ihnen, wenn sie in Mutterschaft gingen, der Arbeitsplatz aufgehoben wurde. Bei Behörden und größeren Firmen war es so möglich. Ich versuchte, umzusatteln, und eine Ausbildung zur Graphikdesignerin zu bekommen, was mir leider nicht gelang.Schade, denn das war mein zweiter Berufswunsch nach Psychotherapie. Aber ich hatte kein Glück. Schließlich arbeitete ich zunächst im Betrieb unseres Vaters, der zu dem Zeitpunkt eine Buchhalterin benötigte. Seine Tyrannei als Sklaventreiber war unfassbar. Ich fand dann nach einem Jahr eine Stelle in einem Modegeschäft, wo ich dann acht Jahre im Büro beschäftigt war. In der Zeit lernte ich meinen ersten Mann Jürgen kennen, den ich dann mit 23 heiratete. Jürgen legte sehr viel Wert auf eine schlanke Figur und hielt mich immer zur Diät an, genau wie meine Mutter. Bereits als ich nach kurzer Zeit mit ihm zusammen zug, fühlte ich mich nicht wohl. Es war für mich wichtig, zuhause raus zu kommen. Und auch hier dachte ich, er wird sich ändern. Kurz nachdem wir heirateten, betrog er mich mit einer meiner Freundinnen, mit der Begründung, ich sei nicht sportlich und schlank genug für ihn. Ich hielt an der Ehe fest und nach weiteren vier Jahren und einem erneuten Betrug mit einer seiner Arbeitskolleginnen ließen wir uns scheiden, da er  mit ihr regelrecht durchbrannte mit der selben Begründung wie die Jahre zuvor. Nach der Scheidung zog ich in eine kleinere Wohnung. Kurze Zeit später lernte ich  in einer Disco Jens kennen, als ich mit meiner Schwester und anderen Freunden ausging. Durch ihn lernte ich seinen besten Freund Dirk  kennen. Mit diesem bin ich bis heute glücklich verheiratet.

Die Beziehung mit Dirk fing steinig an. Er ist acht Jahre jünger als ich und seine Eltern sehr konservativ. Da ich eine moderne, eher flippige Person bin, waren sie gegen unsere Beziehung, vor allem Dirks Mutter und Großmutter. Sie versuchten alles nur erdenkliche, um uns auseinander zu bringen, was ihnen beinahe gelang. Wir heirateten trotzdem. Leider wurde unser Kinderwunsch nicht erfüllt, da ich an Endometriose erkrankte.  Mit 34 kam ich das erste Mal in eine psychosomatische Fachklinik. Einen Arbeitsplatz in einer größeren Firma als Buchhalterin konnte ich nicht mehr bewältigen. Ich war zu nichts mehr in der Lage. Es fing mit Sehstörungen an, es folgten Herzrhythmusstörungen und Schindel. Bald verließ ich mein Haus nicht mehr. Mir wurde gekündigt, da ich längere Zeit krank war. Ein steiniger Weg lang vor mir.....


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