Karpathos... Zypern ... Namibia....

21.06.2019

21955. Tag.

Vorhin haben wir Bilder von Karpathos auf meinem Instagram gepostet.  Die Bilder sind natürlich von Dirk fotografiert. Einige Bilder von anderen Fotografen sind auch auf meiner Facebook-Seite, und es gibt auch eine Extra-Seite Karpathos auf Facebook.

Von 2003 bis 2017 war Karpathos unsere Trauminsel bzw. so etwas wie unsere zweite Heimat.

Auf Karpathos sind wir durch Zufall aufmerksam geworden, als ein Film, eine Art Reportage von Olympos, ein Ort auf Karpathos im Fernsehen war.  Dort tragen fast alle noch Tracht und leben die Tradition. Der Ort hat viele Treppen und ist nur für Leute, die gut zu Fuß sind, gut zu begehen, es gibt keine Esel, die uns tragen könnten und auch keine Choo-Choo-Bahn, so wie in manchen Touristen-Orten, und das ist auch gut so. Anstrengend, aber sehr interessant.

Wir sind jahrelang nach Kreta geflogen, danach in  die Toscana gefahren und waren auf Zypern. Und waren auf der Suche nach etwas neuem.

Wir buchten in 2003 das Hotel Lefkorama auf Karpathos,  für zwei Wochen,  Ende August. Das Lefkorama ist ein kleines Hotel mit 10 Zimmern, einem Studio und einem Appartement. Die Pauschalreise, die mit Mietwagen gekoppelt war, war relativ günstig. Und schon als wir ankamen, gefiel es uns auf Anhieb. Wir sind damals von München abgeflogen, nach München mit dem Zug gefahren, und nach dem Flug bekamen wir am Flughafen das Auto ausgehändigt, dann mußten wir noch ca. eine Stunde fahren bis zum Hotel. Dort kamen wir abends um 21.00 an und waren somit mehr als 14 Stunden unterwegs. Sofort nahm uns der Besitzer Nikos in Beschlag und fragte uns allerlei, nach  unserem Beruf etc, und, obwohl unsere Englisch-Sprachkenntnisse gut sind, war es anstrengend, da wir auch die Fachbegriffe nicht kannten und außerdem waren wir müde. Aber wir waren sofort Freunde,  haben nebenbei noch etwas zu essen bekommen, was uns entschädigte, denn es war das beste griechische Essen, was wir je gegessen hatten. In dem Hotel kochte Moschoula, die Frau von Nikos, und hausgemachtes schmeckt ja bekanntlich immer am besten. Moschoula ist leider vor einem Jahr verstorben, dazu komme ich später noch.

Wir lernten die gesamte Familie kennen, der Sohn, der der eigentliche "Autovermieter " war und die Tochter Sophia, die mit Mann, Tochter und Sohn auf Kreta lebt und dort in den Ferien zu Besuch war. Sie hatte ihre beiden Kinder dabei. Die Kinder werden dort immer nach den Großeltern benannt und so hießen sie auch Nikos und Moschoula. Im Laufe der zwei Wochen haben wir noch den Rest der Familie kennen gelernt und sind auch mit Essen verwöhnt worden. Obwohl es eine Art Pension mit Frühstück ist, konnten wir dort jeden Abend essen. Das Essen ist preiswert und lecker, abwechslungsreich und mit dem  griechischen Essen, was man  hier in den Restaurants bekommt, in keinster Weise zu vergleichen. Wir haben die Insel erkundet, und viele Strände kennen gelernt, und waren auch in Olympos. Damals war die Strecke dort hin noch holperig, was sich im Laufe der Zeit gebessert hat.

_In 2004 waren wir auf Zypern und in 2005 in Namibia. Wir Wollten uns nicht schon wieder an eine griechische Insel gewöhnen, wie damals ,wo wir jahrelang nach Kreta fuhren.  In 2006 fuhren wir aber doch wieder nach Karpathos, diesmal im Juni für zwei Wochen und es war der wohl schönste Urlaub auf Karpathos, da wir in dem Jahr unsere Freunde aus Wien kennen lernten. Mit ihnen sind wir bis heute befreundet und haben sie vor zehn Jahren auch schon in Wien besucht. Von da an flogen wir jedes Jahr nach Karpathos, manchmal sogar zwei mal, und meist haben wir unsere Wiener auch dort getroffen, somit war es eine Art zweites Zuhause für uns. Obwohl oder gerade weil das LEFKORAMA  ein einfaches Hotel ist, hat es uns so gut gefallen, man kann relaxen. Wandern, chillen... wenn man die Bilder sieht... - es ist ein Paradies. In 2006 haben wir diese Insel Queen of the Islands getauft. Und sie blieb es auch für uns bis 2017. Dirk hat sehr viele Fotos von Blumen und Orchideen gemacht. Da diese nur im Frühjahr zu finden sind, sind wir die letzten Jahre dann immer im März oder April dort hingeflogen. Direktflüge gab es nur zur Saison , und im Frühjahr nuß man dann von Frankfurt oder Düsseldorf über Athen fliegen und umsteigen, das dauert den ganzen Tag. Beim ersten Mal in 2013 haben wir für die  Flüge 1000 Euro gezahlt, in 2017 sind wir ab  Calden geflogen, da es auf Grund der Dokumenta möglich war. Für diese Flüge haben wir gemeinsam hin und zurück knapp 500 Euro gezahlt, das war ein Schnäppchen.

Im Laufe der Jahre haben wir uns mit der Familie sehr angefreundet, Dirk ist mit Nikos und Moschoulas Hund zum Arzt gefahren und auch jeden Morgen vor dem Frühstück mit dem Hund gelaufen. - Dirk hat beim Fliesen legen und renovieren geholfen.  ICh lernte griechisch kochen.  Die Urlaube waren dadurch günstiger. Wir haben zusammen gegrillt und Pizza gemacht. Nikos hat mit seiner Familie sehr lange in New York,  Man Hattan,  gewohnt und dort als Pizzabäcker gearbeitet, bevor sie dann wieder zurück nach Karpathos flogen, um  von dem ersparten das Hotel zu bauen. Ich habe mit sehr vielen  Einheimischen  dort Gespräche geführt. Wir wurden dadurch fast jeden Tag irgendwo zum essen eingeladen und wenn ich dort meinen Geburtstag im Hotel von Fula, der Schwester von Moschoula, feierte-  es ist das beste Hotel auf der  Insel-  habe ich rundgerechnet für 20 Leute für essen und trinken nur ca. 100 Euro gezahlt.

In 2017 gab es eine Art Wende...

Moschoula hat uns die ganzen Jahre über immer wieder "gebeten", das Auto von ihrem Sohn ,der in der Hauptstadt eine Autovermietung hat, zu mieten aus Solidarität zur Familie, aber wir haben es von 2007 an immer bei anderen Freunden im Ort gemietet. Diese Leute sind auch unsere Freunde geworden und haben uns das Auto sehr günstig gegeben, uns oft zu Kaffee und essen eingeladen, und das  Auto war stets top, noch dazu müssen wir nicht eine Stunde bis in die Hauptstadt fahren, wenn etwas am Auto ist. In 2017 war alles anders und  sehr extrem. Ein Jahr vorher war  die Mutter von Moschola mit fast 100 Jahren verstorben. Moschoula ist die zweitjüngste und als sie geboren wurde, war die Mutter schon über 40, aber da Moschoula das Hotel überschrieben bekam, mußte sie im Gegenzug die Mutter pflegen. Diese Mutter war sehr charismatisch, aber auch ein Tyrann bzw eine Art General. Sie hielt alle in Trab und als sie verstarb, war Moschoula ein seelisches Wrack .

Der Urlaub begann wie immer sehr schön. wir sind Anfang April angekommen, zur Begrüßung gab es Folk-Musik mit Lyra etc und sie feierten mit uns ein Fest. Eine Frau mit Tochter war ein paar Tage dort im Hotel zu Gast, mit der Tochter ist Dirk dann einmal morgens um 4.00 auf dem Kali Limni geklettert, sie kamen um 11.00 zurück.

Die Tochter Sofia und deren Tochter waren auch zu diesem Zeitpunkt dort. Sie sollte schon mal mitarbeiten, da sie das Hotel bald übernehmen sollte. Bereits am zweiten Urlaubstag erzählte man uns eine unglaubliche Geschichte. Sofias Tochter, Moschoula, hatte ein Jahr zuvor einen Mann geheiratet, den sie auf einem Fest kennen gelernt hatte, einen Amerikaner, dessen Eltern auf Karpathos leben. Sie sahen sich nicht so oft, da er, wie er angab, Eigentümer eines Diners in Connecticut war und sie waren scheinbar sehr verliebt. Offenbar hat er ihr das nur vorgespielt. Nach der Hochzeit - das ganze Dorf war eingeladen - hat er ihr versprochen, sie so schnell wie möglich nach Amerika zu holen, doch die versprochene Greencard war auch nach einem halben Jahr nicht angekommen, am Telefon sagte er ihr beiläufig, es ist aus und somit schuldet er der Familie bis heute insgesamt 50.000 Euro. Und hat das Herz von der kleinen Moschoula gebrochen. Sie war 26 und glaubte an die große Liebe. In Wirklichkeit hat er gemeinsame Sache gemacht mit seiner eigentlichen Lebensgefährtin, beide sind nur Angestelle in diesem Diner. Ein Anwalt würde in Amerika sehr viel Geld kosten, das kann sich die Familie nicht leisten. Die Eltern des Betrügers, Andreas mit Namen, hielten sich bedeckt und meinten er würde sie scheinbar nicht mehr lieben. Auf Karpathos darf er sich nicht mehr blicken lassen, dann wird er sofort festgenommen. Ob sie ihn inzwischen geschnappt haben, wissen wir nicht.

Das war schon der erste Schock. Und weitere folgten. Dirk wurde auf einem Fest scheinbar von einem der jungen Gäste mit einer Art Schlafmittel " vergiftet", ich vermute es war ein Versehen oder einer hatte zuhause gebrannten Raki mitgebracht, und durch selbst gebrannten Schnaps kann man blind werden oder sterben, wenn er nicht durch einen Casani destilliert wurde. Jedenfalls war Dirk einige Minuten bewußtlos, eine Krankenschwester hat mir geholfen, und ich dachte, er würde sterben.  Keiner wußte, wie es passiert war. Mit Wasser und Nachtwache habe ich es dann geschafft. Er hatte sogar Halluzinationen und kann sich bis heute nicht erinnern, hatte einen Filmriss. Da er vorher keinen Alkohol getrunken hatte, weil wir mit dem Auto dort waren und es in einer Viertelstunde passierte, wo ich auf Toilette war, kann ich guten Gewissens anderen Alkoholkonsum ausschließen. Wir konnten das nicht klären. Einige Tage später hatte Dirk eine schwere Allergie und Atemnot, wie wir später zuhause erfuhren lag das an der Olivenblüte.  Ich war beide Male so in Sorge um Dirk und in Angst, ich  würde als Witwe nach Hause fahren müssen. Auf der Insel gibt es weder Krankenhaus noch Arzt, nur diese eine Krankenschwester und einen Zahnarzt.

Somit ist Karpathos im Frühjahr nicht  mehr machbar für uns. Und die anderen Jahreszeiten sind nicht so schön, es ist überlaufen, selbst im Herbst noch sehr heiß und nach dem Frühjahr ist es trocken und es blüht nichts mehr. Die Sticheleien von der "alten"  Moschoula taten ihr übriges.
Der  Urlaub war somit nach ein paar Tagen bereits beendet. Es passierten noch andere Dinge, z.B. hatte diesmal unser Auto das erste Mal einen Defekt und mußte zur Reparatur, wir sind mitten im Gelände stehen geblieben. Dirk ist den weiten Weg zur Autovermietung gelaufen und ich habe in der Hitze gewartet. ich war total genervt.

Moschoula ist im Alter von 67 Jahren "ihrer Mutter buchstäblich gefolgt"  im Kreise ihrer Familie verstorben an einem Hirntumor, wie wir von ihrem Sohn erfuhren, der Tumor hatte in den ganzen Körper gestreut und es ging wohl sehr schnell. Auf der Insel ist kein Krankenhaus, sie mußte nach Athen geflogen werden, als man bemerkte, daß sie neurologische Ausfällte hatte. Da war es aber schon zu spät. Nach dem Tod hat die Tochter Sofia das Hotel übernommen, gemeinsam mit ihrem Mann und Nikos hilft noch mit.

Bye bye Karpathos, jedenfalls für mindestens 10 Jahre.... Schade. Wir haben mit den Menschen auf Facebook noch Kontakt und können auch die Insel trotz allem empfehlen. Vielleicht denken wir eines Tages anders darüber. Als nächstes würden wir gern nach Astypaläa fliegen, diese Insel ist nur sehr wenig touristisch erschlossen und das haben wir uns für nächstes Jahr vorgenommen. Wenn wieder Geld vorhanden ist.  Dieses Jahr nicht mehr, da im Herbst neue Fenster eingebaut werden und alle Eigentümer müssen anteilmäßig dafür einzahlen, da kaum noch Rücklage da ist, und das sind bei uns knapp 1400 Euro. Es soll einem halt nicht zu gut gehen. ...

Nun ja. Ich habe ja Ressourcen. Heute abend gehen wir ins Theaterstübchen zu Jules Mayfield und Bastian. Ich freue mich schon sehr...






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