GOTT von Ferdinand von Schirach.... Erlaubnis von Medikamentenabgabe an Sterbewillige, auch wenn sie nicht krank sind... Danke an das Leben.


24.11.2020  

Gestern  abend war der Spielfilm "GOTT" von FERDINAND VON SCHIRACH  auf ARD zu sehen.

Der Film und die Thematik haben mich sehr beschäftigt. Es ging darum, daß ein Mann  ein Medikament zum Sterben nehmen wollte, obwohl er nicht krank ist. Der 78-jährige gab an, daß er drei Jahre zuvor seine Frau an einen Hirntumor verloren habe. Er hatte sie sehr geliebt, sie haben alles zusammen erlebt, u.a. auch sehr viele Reisen, und nun sieht er in seinem Leben keinen Sinn mehr. Daher wollte er sterben.  Des weiteren erzählte er mehrfach, wie sehr seine Frau mit dem Tod gekämpft hat, es vor Schmerzen nicht aushielt und man auch ihr ein solches Medikament verweigerte. Er habe Angst davor, daß es eines Tages bei ihm auch so sein könne und möchte seinem Leben ein Ende setzen, solange es ihm noch so gut geht.

Die Hausärztin verweigerte ihm diesen Wunsch nach dem Medikament. Es fand eine Ethik-Kommission statt, in der Sachverständige, u.a. von der Ärztekammer oder auch ein Pfarrer zu Wort kamen, außerdem wurde der "Sterbewillige" von seinem Anwalt unterstützt, obwohl es keine Gerichtsverhandlung war, lediglich eine Art "Diskussionsrunde" und Meinungsaustausch. Es waren auch Zuschauer anwesend. 

Am Ende konnten die Zuschauer des Films per Telefon abstimmen, ob sie dafür oder dagegen sind, daß der Mann das Recht auf das Medikament hat. 70 Prozent stimmten dafür.

Ich habe dagegen gestimmt. Ich bin immer für das Leben. Ich schließe mich der Ansicht an, daß Leben auch Schmerz bedeutet. Wenn jeder selbst bestimmt, wann der sterben will, wäre hier ein Chaos. Und seine Zeit war noch nicht gekommen...  Was wäre beispielsweise, wenn der Mensch sich eine Aufgabe sucht, einen neuen Sinn in seinem Leben. Er könnte sich um die Enkelkinder kümmern oder auch Kontakte zu anderen Menschen knüpfen, nicht nur zu Frauen, sondern auch Freundschaften schließen. 

Eine Untersuchung von drei Sachverständigen ergab, daß der Mann NICHT depressiv ist, sondern traurig, weil er einen geliebten Menschen verloren hat, und das ist völlig normal, und wie ich finde, kein Grund, seinem Leben ein Ende zu setzen. Die Ansichten  der Anwesenden waren unterschiedlich.

Ich habe sehr oft unerträglliche Schmerzen aufgrund meiner Erkrankungen. Aber ich würde niemals sterben wollen. Bei mir ist es eher so, daß ich am liebsten NIE sterben möchte, auch wenn mein Mann, den ich sehr liebe, vor mir stirbt und es mich zerreisst.  .... Aber Ich könnte ja etwas verpassen. Meine Künstler komponieren neue songs und geben Konzerte und ich bin nicht mehr dabei... Allein der Gedanke daran, nicht mehr reisen zu können, Musik zu hören etc, ...weil ich das ja nur als Lebende kann, fürchte ich mich vor dem Tod. Diese Angst vor dem Sterben  hatte ich auch schon im Mutterleib. Meine Mutter hätte mich  im vierten Monat  der Schwangerschaft beinahe verloren, aber um mich gekämpft. Ich bin ihr für ewig dankbar. 

Ich liebe das Leben, und selbst der schlimmste Schmerz würde keinen Sterbewunsch in mir auslösen. Daher tue ich mich wahrscheinlich sehr schwer damit, wenn Menschen freiweillig vor ihrer Zeit gehen wollen aus welchem Grund auch immer. Und ich  würde, genau wie die Hausärztin in dem Film, diesem Mann kein Medikament geben.

In der anschließenden Diskussionsrunde nach dem Film kam ein Mann zu Wort, der seiner Mutter ein solches Medikament auf Wunsch gab. Der Fall wurde von einem Fernsehteam begleitet, und die Mutter hat im Beisein aller nochmals den Wunsch nach Sterben geäußert und auch begründet. Als sie das Medikament nahm, hat der Sohn sie noch einmal umarmt, und dann mussten die Kameraleute das Filmen beenden. Den Sterbeprozeß hat der Sohn noch selbst mit eigenem Film dokumentiert, was auch gut war, denn später kam die Kripo, er wurde vernommen und so hatte er Beweise. Der Sohn fühlte sich nicht schuldig, da er das jahrelange Marterium der Mutter mitbekam und ihren Wunsch verstehen konnte, obwohl er sie gern noch ein paar Jahre behalten hätte.

Man könnte diese  Thematik unendlich diskutieren, und wird nie eine RICHTIGE WAHRHEIT finden. Als loyaler Mensch akzeptiere ich die Ansicht, daß man dem Mann dieses Medikament geben darf und daß er es möchte, auch wenn ich es nicht richtig finde bzw. anderer  Meinung bin. 

Ich verzeihe diesen Menschen, wenngleich ich auch finde, daß sowohl der Sterbewillige als auch der "Medikamentenverabreicher" sich schuldig machen. Aber es ist menschlich. 

Genauso, wie ich als Abtreibungsgegnerin den Frauen verzeihe, die abtreiben, obwohl ich ganz traurig darüber bin, vor allem, wenn ein gesundes Kind einer Frau genommen wird, nur weil diese meint es nicht zu schaffen oder es nicht ernähren zu können oder wie in einem anderen Fall, von dem ich gestern erfuhr.  Der Ehemann verlangte, daß seine Frau abtreiben soll, sonst wurde er sie verlassen. Sie gab seinem Wunsch nach, obwohl sie das Kind gern behalten hätte, nur, um den Ehemann  nicht zu verlieren. Ihr Mann  war ihr wichtiger als das Kind, Unfassbar... Und sie hat es bis heute bereut.

Die Thematik des Schwangerschaftsabbruchs wurde gestern in dem Film nicht erörtert, was ich sehr schade fand, denn auch das ist eine Tötung auf Verlangen, aber das hätte wohl den Rahmen gesprengt. Es ist mir nur in dem Zusammenhang eingefallen, vor allem weil sich das Kind, was abgetrieben wird, nicht äußern kann, ob es das will oder nicht, wohingegen der Mann aus dem Film eindeutig dazu in der Lage war, es zu verlangen.






Gestern kam ein interessanter Beitrag unseres Freundes Julio auf Facebook, zu seinem Lebensmotto "WE ARE ONE",  auch der Titel des aktuellen Albums seiner Band  "Noriega Mind".


Julio sprach auch von Schuld, Verurteilung, Vergebung... Seine Ansicht zu diesen Themen deckt sich  größtenteils mit meiner, was auch bedeutet, daß man Menschen Fehler verzeihen sollte, auch, wenn sie einem  sehr weh getan haben und man es nicht vergessen kann. Wer verzeiht, ist frei... 

... Wenn der Schmerz, der einem zugeführt wurde, so unerträglich ist, daß man dem ein Ende setzen muss ( wie bei  mir durch meinen Vater) iat es hilfreich, dem Menschen zu verzeihen. Und sinnvoll, sich von ihm  zu trennen , um sich selbst zu schützen. Und neu anzufangen...

Vielleicht sollte der Mensch aus dem Film seinen Wunsch noch einmal überdenken, möglicher Weise lebt er noch einigeJahre und würde sonst sehr viel schönes verpassen. Und das wäre schade.





 

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